Reben pflegen und schneiden
Die Pflege im ersten Jahr
Der Trieb wird fortlaufend angebunden mit dem Ziel, eine möglichst große Wuchshöhe zu erreichen. Nebentriebe halte man kurz. Nach dem Startguss bei der Pflanzung ist nur noch gelegentlichen Gießen notwendig. In späteren Jahren kommt der Weinstock - außer in schlimmen Trockenperioden - mit den natürlichen Niederschlägen aus.
Vor dem Gartensprenger sollte man den Weinstock eher schützen.
Der Rebschnitt
Was hier zu diesem Thema gesagt wird, erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nur das unbedingt Notwendige wird hier aufgezeigt. Es reicht aber aus, um Fehler zu vermeiden und gute Ernten zu sichern.
... im Jahr nach der Pflanzung
Der März ist zum Schnitt die beste Zeit.
Der im Pflanzjahr hochgewachsene Trieb ist nun verholzt und wird auf ca. 60 cm zurückgeschnitten (Abb. 1 schwarz). Das ist die Stammhöhe, von der aus sich der Weinstock ausbreiten soll. Auch höhere Stämme sind möglich. Aus den beiden oberen Augen - weiter unten stehende werden nach dem Austrieb ausgebrochen - wachsen nun die Triebe hervor, die im darauffolgenden Jahr die Tragreben bilden.
Wir fördern deren geraden, starken Wuchs, indem wir sie fortlaufend hochbinden und Seitentriebe, die aus den Blattachseln herauswachsen, entfernen.
... ein Jahr später
Einen der im vorausgegangenen Jahr gehegten Triebe kürzen wir auf 6 bis 8 Augen ein, den anderen möglichst untenstehenden auf 2 Augen (Zapfen) (Abb. 1 rot). Mit der langen Rebe formen wir einen leichten Bogen und binden sie am unteren Spalierdraht (Latte) fest (Abb. 2 schwarz). An dieser gebogenen Rebe erwarten wir die erste Ernte.
Jedes der hier austreibenden Augen bringt eine, zwei oder auch drei Trauben hervor.
... ein weiteres Jahr später
Wir sind jetzt im dritten Jahr nach der Pflanzung.
Zwei der nahe am Stamm stehenden Reben, am besten die, die aus dem Zapfen hervorgegangen sind, bilden die Tragreben dieses Jahres (Abb. 2 rot). Sie werden, eine rechts und eine links, in einem Bogen auf den unteren Draht heruntergebunden (Abb. 3 schwarz). Und wieder bleibt dazu noch ein Zapfen stehen, aus dem wir die Tragereben für das kommende Jahr gewinnen (Abb. 3 rot). Die alten Bögen des Vorjahres mit den darauf stehenden Reben (grün) werden ganz weggeschnitten.
Mit diesem Grundmuster von Tragrebe und Zapfen kann der Weinstock in den folgenden Jahren in eine zweite Etage erweitert werden (Abb. 4). Auch kann man waagrechte und senkrechte Cordons erziehen, bei denen anstelle langer Tragreben kurze Zapfen mit ca. 3 Augen angeschnitten werden. Abstand von Zapfen zu Zapfen etwa 25 cm.
Wer bestrebt ist, eine Wand oder eine Spaliervorrichtung möglichst schnell in Grün zu kleiden, muss wissen, dass der Weinstock ohne den zügelnden jährlichen Rückschnitt seine Wuchskraft schnell erschöpft. Er bringt dann ein Unmenge Trauben hervor, die klein und unterentwickelt bleiben, und altert vorzeitig.
Sommerarbeiten
Wer Ordnung über alles liebt, schafft während des Sommers stets "klare Verhältnisse" am Weinstock. Triebe, die keine Frucht angesetzt haben, werden ausgebrochen. Geiztriebe, das sind solche, die aus den Blattachseln herauswachsen, werden entfernt. Daneben werden alle Triebe immer schön am Spalier hochgebunden und schließlich im August gegipfelt. So nennt der Winzer das Abschneiden der Triebspitzen, wenn sie über das Spalier hinauswachsen.
Der "pflegeleichte" Weinstock, bei dem außer dem Hochbinden auf alle sonstige Laubarbeiten verzichtet wird, verdirbt deswegen keineswegs und seine Trauben sind nicht weniger schön und vollkommen. Nur in sehr nassen Jahren hat an solchen Stöcken der Grauschimmel, der Fäulnis hervorruft, leichteres Spiel.